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Die fünf Säulen des Islam
5. Säule: Hajj (türk. Hac) - die
Pilgerfahrt zum Hause Gottes in Mekka
Die Wallfahrt zum Hause Gottes, mindestens einmal im
Leben in der geheiligten Zeit des Pilgermonats, betrifft
alle freien, erwachsenen, körperlich und geistig
gesunden Gläubigen, aber nur dann, wenn die Reise - ohne
Verschuldung - finanziell gesichert ist und wenn für die
Angehörigen gesorgt ist. Die Pilgerfahrt gilt der Kaaba,
dem geographischen und geistigen Mittelpunkt der
islamischen Welt, dem ersten Tempel der koranischen
Überlieferung, der zur Anbetung des Einen Gottes vom
Propheten Abraham (Ibrâhîm) und seinem Sohn
Ismael (Ismâ‘îl) errichtet wurde (siehe Sure
2,126 ff und 3,96 ff). Wörtlich bedeutet Ka‘ba
"Würfel", denn dieses Gebäude im Zentrum des heiligen
Gebietes von Mekka ist ein schlichter, fensterloser
Steinwürfel mit flachem Dach und einer hoch über dem
Boden gelegenen Tür. An einer Ecke ist der
silbergefasste "Schwarze Stein" eingelassen. Diesen
Meteoriten soll Urvater Adam im ersten Gotteshaus der
Erde eingebaut haben. Abraham und Ismael verwendeten ihn
im Neubau der verfallenen Andachtsstätte. Der Prophet
Muhammad setzte ihn bei der Erneuerung der Kaaba wieder
eigenhändig an seine heutige Stelle.
Die meisten Rituale der Hajj bestanden bereits in der
Zeit vor Hz. Muhammad. Nach islamischem Verständnis
wurden sie durch ihn von heidnischen Gebräuchen
gereinigt und - an Abraham anknüpfend - in einen neuen
Zusammenhang gebracht. Der Ablauf der ersten Hajj des
Propheten von Medina nach Mekka im Jahre 632 n.Ch. dient
seither den Pilgern als verpflichtendes Vorbild.
Das Ritual der Hajj dauert 6 Tage vom 8. bis 13. des
Monats Dhu al-Hijja. Am 10. ist das Opferfest
Aîd al-Adha, das in der ganzen Welt gefeiert wird,
in Erinnerung an das Opfer Abrahams, der auf den Befehl
Gottes hin bereit war, seinen Sohn Ismael zu opfern. An
seine Stelle trat auf Gottes Geheiss hin ein Lamm. Viele
muslimische Familien schlachten an diesem Tag ein Lamm.
Al-‘Umrah,
die "kleinere Pilgerfahrt", kann jederzeit durchgeführt
werden. Sie dauert ein bis zwei Stunden und besteht im
wesentlichen aus dem siebenfachen Umkreisen der Kaaba
und dem siebenfachen abschreiten (ein Teil davon wird
gerannt) zwischen den zwei Stellen Safâ und
Marwah.
Das Pilgern zu irgendeiner Heiligenstätte wird
Az-Ziyârah genannt, was wörtlich "Besuch" heisst.
Der Besuch der Heiligengräber in Konya gehört dazu. Der
Besucher ist angehalten, an der Heiligenstätte
mindestens die Sure Fatiha zu beten.
Wer die Hajj vollzogen hat, darf den Titel
Al-Hajjî verwenden. Allerdings wird dieser Titel oft
auch dann gegeben, wenn jemand ‘Umrah gemacht hat
(richtig wäre in diesem Fall der Titel Al-Mu‘tamir).
Im erweiterten Sinn ist die Pilgerfahrt ein Akt des "Entwerdens",
ein "Sterben vor dem Tod", und sie wird oft in
Zusammenhang mit einem Entscheid des Abgebens von
vergangenen Lebensgewohnheiten abgehalten. Noch weiter
gehend spricht man von der "Inneren Pilgerreise".
Zurückgezogen und unter der Obhut eines geistigen
Führers kreist der Pilger im streng geführten Dhikr um
seinen Herzenskern (Qalb), der "Kaaba der
geheimen Essenz". Praktisch wird dies meist in einer
Retraite von 40 Tagen (khalwa, türk. halvet
oder chilla) durchgeführt. Geselle Mir nichts
bei und reinige Mein Haus für diejenigen, die die
Umgangsprozession machen und stehen, und die sich
verneigen und niederwerfen (Sure ss,26).
Nun verstehen die Externalisten die Heilige Moschee als
Kaaba, zu der die Menschen gehen. Für die Liebenden und
die Erwählten Gottes jedoch ist die Heilige Moschee
Vereinigung mit Gott.
(Mevlana, Fihi ma Fihi).
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