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DIE FRAU IM ISLAM
Eine Tür öffnen zum Islam
11./12. Januar 2003 Im evangelischen Tagungs- und
Studienzentrum Boldern, Männedorf
(Zusammengetragen von Tülin Özgür, Januar 2003)
Einleitung
Ursprünglich bildeten die Menschen eine einzige Rasse
und eine einzige Nation, dann beschloss Allah, sie in
Familien, Stämme und Nationen aufzuteilen, damit sie das
gegenseitige Verständnis erlernen (2:213, 10:19, 49:13).
Zweck dieses Dokuments ist es, einen kleinen Einblick
zur Stellung der Frau im Islam zu geben. Dabei dienen
als Quelle einerseits der Koran und andererseits die
Hadithen, überlieferte Lebensführung des Propheten
Muhammads (s.a.), der als die lebendige Verkörperung der
göttlichen Gesetzte gilt.
Dabei ist nicht zu vergessen, dass es um ein gänzlich
anderes Denksystem und Weltbild geht, die in vielem
nicht dem Wertesystem des Westens entspricht.
Psychologin Dr. Michaele M.
Özelsel: “Will man eine fremde Kultur erkennen, indem
man von der eigenen ausgeht, so kommt ein Vergleich,
aber kein Verstehen dabei heraus. Und von Vergleichen
wissen wir, dass sie meist zugunsten des Vertrauten,
Bekannten ausgehen. Wir haben dann das Ergebnis
vorprogrammiert; unsere eigene Kultur, Religion,
Sichtweise etc. ist die bessere, die richtigere.
Weiterhin ist ein Verständnis eines anderen Systems auch
immer zeitkontextabhängig. D.h., dass die sozialen
Reformen unerhörten Ausmasses, die von Muhammad (s.a.)
eingeleitet wurden, auf dem Hintergrund seiner Zeit
betrachtet werden müssen”.
Stellung
der Frau im Koran
Dieses Studium führt zu beträchtlichen Schwierigkeiten,
da die heilige Schrift des Islam kontextabhängig zu
verstehen ist. Werden die Situationen, in denen die
verschiedenen Suren und Verse offenbart wurden, nicht
beachtet, erscheint der Koran zu einigen Themen sogar
inkonsistent. Darauf wird auch im heiligen Buch des
Islam selbst hingewiesen:
Darin (im Koran) sind Verse von entscheidender Bedeutung
- sie sind die Grundlage des Buches - und andere, die
verschiedener Deutungsfähig sind. Die aber, in deren
Herzen Verderbnis wohnt suchen gerade jene heraus, die
verschiedener Deutung fähig sind, im Trachten nach
Zwiespalt und im Trachten nach Deutelei. (3:7)
Hz. Mevlana Celaleddin Rumi wies darauf hin, dass der
Koran auf verschiedenen Ebenen zu verstehen ist: “Der
Koran ist ein doppelseitiger Brokat. Einige geniessen
die eine Seite, andere die andere. Beide sind wahr und
richtig, da Gott der Erhabene wünscht, dass beide
Gruppen davon Nutzen ziehen”.
Trotz dieser Schwierigkeit die koranischen Vorschriften
auslegen zu können, sind im folgenden einige relevante
Verse des Korans zitiert.
Die Gleichheit vor Gott, die der Koran betont, beginnt
im wahrsten Sinne des Wortes schon bei Adam und Eva. Aus
islamischer Sicht ist Eva keineswegs die Verführerin.
Beide machen sich in vollster Eigenverantwortlichkeit
gleichermaßen schuldig und beiden wird gleichermaßen von
Gott vergeben.
Oh Adam, soll ich dich zum Baume der Ewigkeit führen und
zu einem Königreich, das nimmer vergeht? Da aßen sie
beide davon, so dass ihre Blöße ihnen offenbar wurde.
(20:121-122)
Ein Prophetenausspruch, der seine Hochachtung vor Frauen
widerspiegelt:
Der Beste unter Euch ist
der, der seiner Frau am besten ist. Hadith
Der Prophet hat die Frauen nicht
aus naturhaften Gründen geliebt, nein “er liebte sie,
weil Gott sie ihm liebenswert gemacht hatte”:
Lieb wurden mir gemacht von
Eurer Welt drei Dinge: die Frauen, die Wohlgerüche und
das Gebet als Augentrost.
Hadith
Ibn al Arabi (13.
Jh), einer der bekanntesten Theologen des Islam,
interpretiert diesen Ausspruch vor allem im Sinne der
Göttlichkeit der Frau: "Was nun den tieferen Sinn des
Wortes 'Wohlgeruch' und seine Stellung nach den Frauen
betrifft, so ist dies darin begründet, dass die Frauen
die Düfte des Erschaffens an sich tragen "... (Die Frau)
ist eine nach Allahs Ebenbild erfolgte Schöpfung... Die
Anschauung Allahs in der Frau ist aber vollkommener und
vollständiger (als die im Manne). Aus diesem Grunde
liebte der Gesandte Allahs die Frauen, weil nämlich
seine Gottesanschauung in ihnen am vollständigsten war.
Denn niemals kann man Allah losgelöst von jeder
sinnlichen Materie erschauen... Der (göttliche) Geist
ist für den unerkennbar, der seiner Frau oder einem
anderen Weibe nur insofern beiwohnt, als es sich um die
bloße Sinnenlust handelt, ohne zu wissen, an was für
einem Wesen (der vollkommensten irdischen Manifestation
Allahs) er sich ergötzt. Wüsste er, an wem er sich
ergötzt, er wäre denn ein vollkommener Mensch... Indem
er in dem Wesen (Frau), in das er sich versenkt hat,
Allah erschaue, denn tatsächlich verhält es sich ja gar
nicht anders als eben so.
Gleichheit
in der Ungleichheit
Obwohl
von Frauen im allgemeinen eine größere Zurückhaltung in
der Öffentlichkeit erwartet wird, gelten viele der
"Anstandsgebote" trotz der Betonung der gottgewollten
Ungleichheit gleichermaßen für Männer. Das ist im Westen
weitgehend unbekannt. (Michaele M. Özelsel) In etlichen
Versen wendet sich der Koran gleichzeitig an Frauen und
Männer und zeigt mit genau diesen ethischen Weisungen,
dass zwischen beiden kein Unterschied ist. Dazu die
folgenden Koranverse:
Und begehret nicht das, womit Allah den einen von euch
vor dem andern auszeichnet. Den Männern soll sein ein
Anteil nach Verdienst, und den Frauen ein Anteil nach
Verdienst; und bittet Allah um seine Huld. (4:32)
Und diejenigen, welche die gläubigen Männer und Frauen
unverdienterweise verletzen, die haben (die Schuld der)
Verleumdung und offenkundiger Sünde zu tragen. (33:58)
Ein wichtiger Punkt bei der Betrachtung der
Gleichstellung der Frau im Islam ist, dass sie dem Mann
auf geistiger, moralischer und intellektueller Ebene
ebenbürtig ist. Eine weitere Fehlannahme ist, die oft
vertretene Ansicht, das islamische Paradies sei nur "für
die Männer da". Auch hier sollen einige Koranzitate für
sich selbst sprechen (Michale M. Özelsel):
Allah hat den gläubigen Männern und den gläubigen Frauen
Gärten verheissen, die von Strömen durchflossen werden,
immerdar darin zu weilen, und herrliche Wohnstätten in
den Gärten der Ewigkeit. Allahs Wohlgefallen aber ist
das Grösste. Das ist die höchste Glückseligkeit. (9:72)
Wahrlich, die muslimischen Männer und die muslimischen
Frauen, die gläubigen
Männer und die gläubigen Frauen, die gehorsamen Männer
und die gehorsamen Frauen,
die wahrhaftigen Männer und die wahrhaftigen Frauen, die
standhaften Männer und die standhaften Frauen,
die demütigen Männer und die
demütigen Frauen, die Männer, die Almosen geben, und die
Frauen, die Almosen geben, die Männer, die fasten und
die Frauen, die fasten, die Männer, die ihre Keuschheit
wahren, und die
Frauen, die ihre Keuschheit wahren, die Männer, die
Allahs häufig gedenken
und die Frauen, die Allahs häufig gedenken - Allah
hat ihnen Vergebung und
herrlichen Lohn bereitet. (33:35)
O ihr Menschen, siehe, wir erschufen euch von einem Mann
und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen,
auf dass ihr einander kennet. Siehe, der am meisten
Geehrte von euch vor Allah ist der Gottesfürchtigste
unter euch; siehe, Allah ist wissend und kundig. (49:13)
Wer das Rechte tut, sei es Mann oder Frau,
wenn er nur gläubig ist, den wollen wir lebendig machen
zu einem guten Leben und wollen ihn belohnen für seine
besten Werke. (16:97)
Eheschliessung
Als kleinste Einheit der Gemeinschaft hat die Familie
eine zentrale Bedeutung. Allah macht keinen
Wertunterschied zwischen Frau und Mann, also zwischen
seinen Geschöpfen. Daher steht die Familienbildung nach
dem Koran im Zeichen gegenseitigen Friedens,
gegenseitiger Liebe und Barmherzigkeit und der daraus
resultierenden Ausgeglichenheit (30:21).
Konform zu diesem Ideal gelten Mann und Frau in der Ehe
im gleichen Masse als Schutz füreinander (2:187).
Die Ehe hat jedoch im Islam eine andere Bedeutung als im
Abendland.
Es ist eher ein rechtlicher Zivilvertrag: “gegenseitige
Versorgung, soziale Ordnung, Regelung der gottgewollten
Sexualität, keinesfalls ein heiliger, endgültiger Bund”.
(Bousquet, 1966)
Die Gültigkeit dieses Vertrages beruht alleinig auf dem
Einverständnis der beiden vertragsschliessenden Parteien
ab, eine eheliche Beziehung einzugehen, die im Beisein
zweier Zeugen vollzogen wird. In jedem Falle hat die
Frau ein Anrecht auf das so genannte Brautgeld, das sie
bekommt. Die Höhe dieses Geldes variiert, es soll auf
jeden Fall die Frau im Scheidungsfall mindestens 4 bis 6
Monate versorgen können. (Engin Topal)
Die Frau behält ihre juristische Identität, und ihre
Vor- und Nachnamen bleiben auch bei einer Heirat
erhalten.
Nenne Sie nach den Namen ihrer Väter, dies ist gerechter
vor Gott... (33:5)
Den Aussprüchen des Propheten nach, kann man entnehmen,
dass die Ehe als eine heilige und zu pflegende Instanz
gilt. In der Ehe wird von der Frau nicht verlangt, ihren
Ehemann als ihren Herrn zu behandeln. Herrschaft gebührt
wahrlich nur Gott allein.
Im Islam gibt es das Prinzip der Ergänzung zwischen dem
Mann und der Frau. In Meinungsverschiedenheiten wird dem
Mann die Verantwortung für das letzte Wort gegeben.
Dieses scheinbare Privileg geht aber damit einher, dass
dem Mann zugleich der Lebensunterhalt der Familie
aufgetragen ist, d.h. der Mann hat die Verpflichtung
seine Frau gut zu versorgen, ihr Wohlbefinden
sicherzustellen. (Islam. Hochschulvereinigung, Engin
Topal)
Die
islamische Sicht der Sexualität
Die beidseitige Fürsorglichkeit in der Sexualität, - im
Koran wie folgt ausgedrückt:
Und zu seinen Zeichen gehört es, dass er euch von euch
selber Gattinnen erschuf, auf dass ihr ihnen beiwohnet,
und er hat zwischen euch Liebe und Zärtlichkeit gesetzt.
Siehe, hierin sind wahrlich Zeichen für nachdenkende
Leute. (30:21)
So, wie die Kleidung Wärme, Schutz und Anstand verleiht,
so bieten sich Ehemann und Ehefrau gegenseitig
Vertrautheit, Trost und Schutz vor Ehebruch oder anderen
Vergehen:
Erlaubt ist Euch, in der Nacht des Fastens eure Frauen
heimzusuchen. Sie sind euch ein Kleid, und ihr seid
ihnen ein Kleid. (2:187)
Diejenigen, welche züchtige, ahnungslose, gläubige
Frauen verleumden, sind verflucht hienieden und im
Jenseits, Ihrer harrt schwere Strafe. (24:23)
Der Prophet hat versichert, es
sei ein Ausdruck von Charakterschwäche, wenn ein Mann
seiner Sklavin oder seiner Frau sich nähert und ihr
beiwohnt, ohne ihr Zärtlichkeiten zu sagen und sie zu
liebkosen. “Keiner komme mit seiner Frau zusammen, um
sich an ihr zu vergreifen, vielmehr soll zwischen ihnen
ein Bote sein”. Als man ihn fragte, was für einen Boten
er meine, antwortete er: “Küsse und Worte”. (Mernissi,
1987)
Mehrehe
Heute gibt es bestimmt in der westlichen Welt mehr
sogenannte Dreiecksbeziehungen als die verpönte Mehrehe
im Islam. Hier wurde bewusst die Bezeichnung Polygamie
vermieden, da diese eine uneingeschränkte Anzahl von
Eheverträgen einschliessen würde, wobei es im
koranischen Sinne die Mehrehe auf vier Frauen beschränkt
ist. (Islam. Hochschulvereinigung, Engin Topal)
Diese Mehrehe war nicht, um die Lust der Männer zu
befriedigen, sondern um unter anderem die Versorgung
geschiedener und verwitweter Frauen nach einem Krieg zu
gewährleisten. Die Mehrehe ist keine Pflicht und unter
den Muslimen eher die Ausnahme.
...heiratet, was euch an Frauen gut ansteht, zwei, drei
oder vier. Wenn ihr aber befürchtet, (so viele) nicht
gerecht zu (be)handeln, dann (nur) eine, oder was ihr
(an Sklavinnen) besitzt. (4:3)
Und ihr werdet die Frauen, (die ihr zu gleicher Zeit als
Ehefrauen habt) nicht (wirklich) gerecht behandeln
können, mögt ihr noch so sehr darauf aus sein. (4:129)
Scheidung
und Erbschaft
Der Ehevertrag im Islam ist auf eine harmonische
Beziehung eingestellt, aber wenn sich dieses Eheleben
als unglücklich erweisen sollte, haben Mann und Frau das
Recht die Trennung der Ehe vorzunehmen. Die Ausübung
dieses Rechtes ist der Kontrolle und Bedingungen
unterstellt, um sicher zu gehen, dass die Scheidung als
letzter Ausweg gewählt wurde.
Und so ihr einen Bruch zwischen beiden befürchtet, dann
sendet einen Schiedsrichter von ihrer Familie und einen
Schiedsrichter von seiner Familie. Wollen sie sich
aussöhnen, so wird Allah Frieden zwischen ihnen stiften.
(4:35)
... Und es ist euch nicht erlaubt, etwas von dem, was
ihr ihnen gabt, zu nehmen... (2:229)
Und so ihr euch von euern Frauen scheidet und sie ihre
Frist erreicht haben, so haltet sie fest in Güte oder
entlasset sie in Güte; und haltet sie nicht fest mit
Gewalt, so dass ihr euch vergeht. Wer dieses tut, der
sündigt wider sich...(2:231)
Und wer von euern Frauen Unziemliches begeht, so nehmet
vier von euch zu Zeugen wider sie. Und so sie es
bezeugen, so schliesset sie ein in die Häuser, bis der
Tod ihnen naht oder Allah ihnen einen Weg gibt. (4:15)
O ihr, die ihr glaubt, nicht ist euch erlaubt, Frauen
wider ihren Willen zu beerben. Und hindert sie nicht an
der Verheiratung mit einem andern, um einen Teil von
dem, was ihr ihnen gabt, ihnen zu nehmen, es sei denn,
sie hätten offenkundig Schändlichkeit begangen. Verkehrt
in Billigkeit mit ihnen; und so ihr Abscheu wider sie
empfindet, empfindet ihr vielleicht Abscheu wider etwas,
in das Allah reiches Gut gelegt hat. (4:19)
O Prophet, sprich zu deinen Gattinnen: “So ihr das
irdische Leben begehrt mit seinem Schmuck, so kommet
her; ich will euch ausstatten und will euch geziemend
entlassen. (33:28)
Rechte
und Pflichten der Frau
Die Frau hat im Islam u.a. folgende Rechte und
Pflichten: Grundsätzlich gilt, dass die Frau, was die
Anbetung Gottes, Bestrafung oder Belohnung und den ihr
gebührenden Respekt als Geschöpf Gottes betrifft, auf
derselben Stufe wie der Mann steht. Sie soll in allen
Bereichen die gleiche Erziehung wie der Mann genießen.
Das gilt auch für die Schulbildung, denn im Islam ist es
die Pflicht eines jeden Muslims, nach Wissen zu streben.
...Frauen haben euch gegenüber Rechte, so wie ihr ihnen
gegenüber Rechte habt... (2:228)
Bei der Heirat hat sie das Recht von ihrem Ehemann die
Zahlung einer so genannten Morgengabe (mahr) zu
verlangen. Dies ist eine vertraglich festgelegte Summe,
die die Frau bei der Heirat von ihrem Gatten erhält und
die nach islamischem Recht als Heiratsgut gilt. Ohne
diese Morgengabe ist die Heirat ungültig. (Islam.
Hochschulvereinigung, Engin Topal)
...Und gebet den Frauen ihre Morgengabe freiwillig...
(4:4)
Nach islamischem Recht darf die Frau uneingeschränkt
über ihr Vermögen verfügen. Auch beim Erwerb von Besitz
hat sie Rechte wie der Mann. Bei Erbschaften wird die
Frau nach einem im Koran genannten Schlüssel mit
berücksichtigt (4:11-12).
Der folgende Vers führt oft zu Ärgernissen und
Fehlverhalten:
Die Männer sind den Frauen überlegen wegen dessen, was
Allah den einen vor den andern gegeben hat, und weil sie
von ihrem Geld (für die Frauen) auslegen. Die
rechtschaffenen Frauen sind gehorsam und sorgsam in der
Abwesenheit (ihrer Gatten), wie Allah für sie sorgte.
Diejenigen aber, für deren Widerspenstigkeit ihr
fürchtet- warnet sie, verbannet sie in die
Schlafgemächer und schlagt sie. Und so sie euch
gehorchen, so suchet keinen Weg wider sie... (4:34)
“In einer etwas ausführlicheren Übersetzung lautet
dieser: 'Wenn die Ehegattin ständig widerspenstig ist,
so dass der Friede und die Harmonie der Familie bedroht
sind (der Ehemann sich aber nicht scheiden lassen will),
sollte der Mann sie ermahnen. Sollte sich die Ermahnung
als wirkungslos erweisen, darf er sich vorübergehend vom
Ehebett zurückziehen. Als letzte Zuflucht darf er auf
eine leichte Züchtigung zurückgreifen'. Dieses Verhalten
zeigt wohlmöglich einer Frau, dass sie ihrem Mann
gegenüber Grenzen erkennen muss, will sie im Ehebund
bleiben. Das Gesetz des Koran erkennt die Schwäche des
Menschen an. Der Koran versucht, alle nur denkbaren
Riegel vor einen solchen letzten Schritt zu setzen.
Trotz allen diesen Massnahmen ist es, dem Wort des
Propheten Mohammed (s.a.) folgend, nicht wünschenswert,
es zu dieser Form des Versuchs, seiner Frau klar zu
machen, dass ihr Verhalten zum Ruin der Familie führt,
kommen zu lassen”.
“Der Prophet Mohammed (s.a.) hat kategorisch erklärt,
dass er seine Frauen nicht schlage und dass er eine
solche Verhaltensweise auch von den wahrhaft
rechtschaffenen Muslimen erwarte. Dennoch war es bei den
Arabern Sitte, in extremen Situationen eine Frau
körperlich zu bestrafen. Der Prophet gab seinerseits ein
gutes Beispiel, es war jedoch nicht möglich, diese
Tradition körperlicher Bestrafung total auszurotten”. (Emine
Meral)
Die Bildung gehört zu den Pflichten jeden Muslims und
ist einer von Muhammad (s.a.) eingeleiteten Reformen:
Das Streben nach Wissen ist eine heilige Pflicht für
jeden Muslim, Mann und Frau. Hadith
Weiterhin wird die Stellung der Frau im Islam aus dem
Studium der Frauen in der islamischen Geschichte und zu
Lebzeiten Muhammads (s.a.) erkennbar.
“Frauen spielten jedoch zu allen Zeiten wichtige Rollen
im öffentlichen Leben als Gelehrte,
Wissenschaftlerinnen, Philosophinnen etc. Bevor sich die
rigorosere Geschlechtertrennung entwickelte, gab es auf
dem Gebiet der Wissenschaft regen Austausch und
Zusammenarbeit von Mann und Frau. Es war auch durchaus
üblich, dass Ehepartner ihre intellektuellen Interessen
miteinander teilten. Bedeutende Wissenschaftlerinnen,
die öffentlich lehrten, gab es nachweislich bis ins 19.
Jahrhundert”. (Krause, 1988)
Bekleidung,
Bedeckung, Verhüllung
Die Motive von Musliminnen, ein
Kopftuch - Djibab, Tschador - zu tragen, können
unterschiedlicher Art sein. Viele fassen die Verhüllung
des Kopfes als selbstverständliche islamische Tradition
auf, die nicht
hinterfragt wird und zum Leben als Muslimin einfach dazu
gehört. Andere hingegen legen sich, insbesondere nach
einer individuellen Hinwendung zum Islam oder durch
Konversion, das Kopftuch als bewusstes Zeichen des
Glaubens an. Es gibt auch muslimische Frauen die ihr
Kopftuch mit der nicht seltenen Aussage begründen, dass
sie nicht wie ihre westlichen Geschlechtsgenossinnen nur
als Sexobjekte wahrgenommen werden wollen. Dann gibt es
auch Musliminnen, die sich gegen einen Verhüllungszwang,
im Sinne der ihnen traditionell zustehenden absoluten
Eigenverantwortlichkeit des Handelns und dem Grundsatz,
dass in der Religion kein Zwang herrscht, wehren
(10:100).
Dieses Thema gehört zu den am Meist diskutierten
Symbolen islamischen Glaubens. Für die einen Zeichen der
Unterdrückung der Frau, für die anderen Ausdruck ihrer
individuellen Religiosität.
O Prophet, sprich zu deinen Gattinnen und deinen
Töchtern und den Frauen der Gläubigen, dass sie sich in
ihren Überwurf verhüllen. So werden sie eher erkannt und
werden nicht verletzt. (33:59)
Und
sprich zu den gläubigen Frauen ... dass sie nicht ihre
Reize zur Schau tragen, es sei denn, was aussen ist, und
dass sie ihren Schleier über ihren Busen schlagen und
ihre Reize nur ihren Ehegatten zeigen oder Vätern usw.,
die keinen Trieb haben... (24:31)
Tradition,
Religion und Interpretation
Keine Religion durchdringt so das ganze Leben, das
öffentliche wie das private, wie der Islam. Doch
abgesehen davon hat der Islam nicht allein die Position
der Frauen in den islamischen Gesellschaften bestimmt.
Viele Wertvorstellungen und Bräuche, die das Leben von
Frauen in islamischen Ländern bis heute bestimmen, sind
nicht im frühen Islam kodifiziert. Zu den durch den
Islam bedingten Vorschriften und Rollenzuweisungen
kommen wie überall andere Faktoren hinzu, wie
beispielsweise die historische und ökonomische Situation
des jeweiligen Landes, die soziale und wirtschaftliche
Position der Familie, der die Frau angehört. Zudem
spielen auch individuelle Fähigkeiten, Intelligenz und
Bildungsstand eine wichtige Rolle. Ein Netz vielfach
miteinander verknüpfter Faktoren, das von Religion nicht
zu trennen ist.
Auf die Frage: Ist es der islamische Glaube, dem die
Schuld für die Fehlentwicklung in der Rolle der Frau
zugewiesen werden kann, lautet die Antwort, dass die
jeweilige Kultur und Tradition aber auch das
patriarchalische Denken dafür verantwortlich sind.
“Dass das männliche Prinzip zumindest im praktischen
Leben immer wieder dominiert, ist in allen Religionen
und Kulturen bekannt, und es ist unleugbar, dass im
Islam viel Leid über die Frauen gekommen ist, weil
einfache koranische Vorschriften im Laufe der
Jahrhunderte immer enger ausgelegt werden, weil Sitten
und Anschauungen, die sich absolut nicht aus dem Koran
ableiten lassen, durch eine zunehmende Erstarrung
geradezu kanonischen Charakter angenommen haben.
Vieles von dem, was heute als “islamisch” dargestellt
wird, gehört zu diesen immer starrer werdenden
Schichten. Andererseits müssen wir uns hüten, unsere
Vorstellungen, die einer liberalen, oft aber auch einer
“hemmungslosen” Auslegung des Begriffs “Freiheit”
entstammen, als Ideale für alle Welt anzusehen – und
Sitten und Gebräuche, die uns nicht gefallen, als
altmodisch abzutun, ja zu verdammen”. (Annamarie
Schimmel)
Die
Musliminnen heute
Seit langem bemühen sich islamische Reformer um eine
Verbesserung der Position der Frauen in Familie und
Gesellschaft. Viele von ihnen forderten, die Koran- und
Hadithverse, die sich auf die Frauen beziehen, in ihrem
historischen Kontext zu verstehen und sie den heutigen,
veränderten Verhältnissen entsprechend, neu zu
interpretieren.
Es geht bei dem neuen Herangehen an die Quellen, wie
Hofmann (1992) formuliert, "keineswegs um eine Anpassung
des Qur'ans an den Zeitgeist, sondern umgekehrt um die
Wiedergewinnung der von ihm gewährten Flexibilität zur
Lösung aktueller Probleme."
Und hätte dein Herr Seinen Willen erzwungen, wahrlich,
alle, die auf der Erde sind, würden geglaubt haben
insgesamt. Willst du also die Menschen dazu zwingen,
dass sie Gläubige werden? (10/100)
weiter

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